Wild Life

Dienstag, 24. Mai 2005

I Heart NY

Die letzten Tage waren von einem hektischen "Ach, wir waren ja noch gar nicht in ... (Rosita's Café, dem Bronx Zoo, der Frick Collection, Flushing Meadows, Bensonhurst, dem 2nd Ave Deli)" geprägt. Manches Abhaken erledigte sich glücklicherweise schon mit sekundenlanger physischer Anwesenheit (Rosita's Café - hieß das überhaupt so, Giles?).
Am vorletzten Tag hatte ich sämtliche Weihnachtsgeschenke für meine und Giles' Familie eingekauft: Dieses Jahr machen wir es uns leicht und schenken jedem ein "I love NY"-T-Shirt. Ich hatte also entsprechend 27 solcher Shirts in der auf sie abgestimmten Plastiktüte bei mir. Der Kauf war schon ein Drama für sich, bei dem ich mich mit einem der Händler so sehr stritt, dass ich ohne Shirts wieder aus dem Laden stiefelte. Ich kaufte sie dann woanders, wo man mich zwar als Touri aber nicht als dummen Touri behandelte.
Im 2nd Ave Deli gab es etwas später saure Gurken umsonst und am gegenüberliegenden Tisch Flirtchancen. Ich aß meinen mächtigen aber prächtigen Käsekuchen und Giles eine seltsame rote Wurst, während wir mit den coolen Jungs vom Nachbartisch heftig hin und hersympathisierten. Wir gingen dann, die Jungs blieben, noch ein kurzes Zwinkern durchs Fenster, optimal.
Hundert Schritte weiter die Erkenntnis, dass die Einkäufe fehlen. Die liegen noch unter der Sitzbank vom Deli. Wie peinlich, da müssen wir ja noch mal an den Typen vorbei ... Vielleicht bekommen die's ja gar nicht mit?
Doch. Sie empfangen uns an der Tür, überreichen die Tüte. "I love New York" sagt der eine. "Ähä, me too." stammel ich. Ich fühle mich als hätte ich in Berlin die gesamte "Berlin - home since 2004"-Kollektion aufgekauft.
Jegliche Coolness ist jedenfalls restlos dahin.

Bronx Style

An einem meiner letzten gestohlenen Tage will ich in den Bronx Zoo. So viel Gutes davon gehört.
Es regnet zwar, aber ich hab ja einen Schirm. Auf der Fahrt dorthin rutsche ich beim Einsteigen in die U-Bahn mit dem rechten Bein (jaja, das gesamte Bein) in die klaffende Lücke zwischen U-Bahn und Bahnsteig. Dabei schneide ich mir an dem blöden Schirm meinen Daumen auf, sodass ich blutend und gedemütigt mit pulsierender Hand im Wagen stehe und mitleidige Blicke ernte. Ist das die Strafe fürs Tagestehlen? Hätte ich doch am regulären Termin nach Berlin zurückkehren sollen? Von allen Seiten reicht man mir Taschentücher und Servietten. Auf der langen Fahrt hört das Blut auf zu fließen und als ich aussteige, fühle ich mich fast normal.
Aber der Zoo, du, das hat sich gelohnt. Es gießt ganz schön. Die Tiere stehen deshalb lieber drinnen und sind nicht zu sehen. Erstaunlicherweise bin ich nicht die einzige dort. Aber fast. Komischerweise wird mir ganz weihnachtlich. So eine seltsame beschwingte Melancholie.
In einem der Häuser sehe ich dann das, was ich niemals erwartet hatte, in meinem Leben von Angesicht zu Angesicht zu erblicken: Nacktmulle! Das war es wert. Alles, was ich jemals über sie gelesen habe, ist wahr! Und es gibt sie sogar wirklich. Der Nacktmull, das tatsächlich hässlichste Säugetier der Erde.

Bulgarian Cultural Exchange

Nach der Party noch wohin. Mit einem Haufen New Yorkern, die sich mit coolen Ideen gegenseitig überbieten wollen. Bulgarian Cultural Exchange macht das Rennen. Also mit zwei Taxis von der Upper West Side auf zur Canal Street!
Mein Taxi ist zuerst da. Wir müssen Treppen steigen. Viele Leute sind nicht mehr da, es kommt auch keine Musik. Egal, erst mal ein Bier bestellen. - Denkt sich der Typ, der im Taxi neben mir gesessen hat und gibt mir einen Schluck ab.
Plötzlich Musik, Balkan-Style mit Flöte, Geigen, Ziehharmonika, Schlagzeug und Trompete. Die Tanzfläche ist im selben Moment brechend voll, wo kommen auf einmal die ganzen Leute her?! Wer keinen Platz mehr dort findet, tanzt auf den Stühlen. Alle pogen oder tanzen im großen, sich umärmelnden Kreis. Das Lied - wird auch gesungen? - dauert ewig und wiederholt sich ständig. Der kleine Raum vibriert, es wird gekreischt und gerempelt. Ekstase könnte man hier mal anbringen.
Irgendwann ist das Lied aus, dann auch wieder gar keine Musik mehr. Alle kehren sachlich nüchtern an die Tische zurück. Als wäre nichts gewesen. Jetzt höre ich auch mein Handy. Angels Taxi ist endlich da und sie suchen uns. Als wir uns sehen, kann sie meine rotbackige Begeisterung nicht verstehen, ist doch voll fad hier. Lange bleiben wir dann auch nicht mehr.

Squirrels? - Charming!

Auch in New York - der schlanksten Stadt der USA - gibt es genug Leute mit Gewichtsproblemen. Die Verlockungen der Stadt beschränken sich ja nicht nur auf eine Vielfalt attraktiver visueller Reize, sondern auch olfaktorischer. Überall duftet es nach Essen. Selbst pappsatt ist es oft schwer genug, keinen Appetit zu bekommen.

Damit müssen wohl auch die Eichhörnchen kämpfen. Der Trieb, sich vorm Winterschlaf die Wampe vollzuhauen bis nichts mehr geht, hat bei einigen Exemplaren schon ziemlich groteske Formen angenommen. Beängstigend. Wie die es noch einen Baum hoch schaffen wollen in die warme Höhle, ist mir völlig unklar. Wahrscheinlich ist es aber auch überflüssig, weil sie vorm Winter einfach platzen werden.

mampfi

Fisherman

Dass man am Strand vom Ozean angeln kann, finde ich unglaubwürdig. Da ist es doch flach, dann die ganzen Wellen. Beim Baden ist mir auch noch nie ein Fisch begegnet. Ein Krebs hat mich mal in den Zeh gezwickt, aber sowas kann man ja nicht angeln!
Wie dem auch sei, am Rockaway Beach stehen sie rum und angeln. Als Angel und ich schauen wollen, ob sie ein lächerliches Fischlein rausgezogen haben, fallen wir beinahe über ein anglerlatein-verdächtiges Exemplar. Der stolze Angler ist auch gleich dabei, kann aber unsere Fragen nicht beantworten. Er kann nur russisch. Und ich weiß noch nicht mal mehr, was Fisch auf russisch heißt. Außerdem lebt der ja noch, der Fisch. Omeingott. Wie grausam. Da gehen wir lieber.

fish

Donnerstag, 4. November 2004

Hallofuckinween

Ja, ich hab mich verkleidet! Giles auch, Angel fand Boykott cooler.
Giles war verwegene 80er-Jahre-Katze und ich weird army chick. Braucht es mehr Erklaerung? Nein.
Sehr spaet und: ja, ich hatte auch schon ein paar Biere getrunken – bewundert eine Frau neben mir meine 1$-Camouflage-Kanone. Ich halt sie ihr schon unter die Nase, „Shoot me, shoot me!“ ruft sie. Beschleunigte und verzoegerte Reaktion dank Alkohol. Beschleunigung: ich druecke ab. Verzoegerung: ‚das kann ich eigentlich nicht machen – oh Mist, hab ich ja schon.’ Ein sauberer Wangenschuss. Gebt mir nur nie eine echte Waffe in die Hand!
Meine einzige Rechtfertigung: Sie hat drum gebeten. Als Wiedergutmachung kuesse ich sie auf die Einschussstelle. Ich geh ab sofort nur noch als Schmetterling, Blume, Prinzessin oder Bunny.


hallofuckinween

Dogville

Erstaunlich viele Hunde in der Stadt! Erstaunlich weil, wenn man ein 30-qm-Studio fuer sich alleine hat, man schon mit viel Platz gesegnet ist! Dementsprechend klein sind auch die Hunde. Winzig und neurotisch. Hysterisch klaeffend Eichhoernchen jagend, die groesser sind als sie selber. Sich von einem lahmen Haken, den das Eichhoernchen schlaegt (die sollten mal einem Kaninchen begegnen), voellig aus dem Konzept bringen lassend.
Wo isses denn? – Den Baum rauf! – Ja, wo den nur? – Zwecklos.
Es gibt natuerlich auch Angeber, die mit ihrer Daenischen Dogge, die sie um einen halben Kopf ueberragt, die noerdliche 5th Avenue entlangflanieren. Ist bestimmt gemuetlich in deren Studio.
Mittlere Hunde (die einzig Wahren, Hunde-Hunde eben) sind selten.

Donnerstag, 28. Oktober 2004

Mondfinsternis ueber Manhattan

Die Red Socks haben gestern abend zum ersten Mal seit 86 Jahren die Baseball-Weltmeisterschaften gewonnen. Eine ziemliche Sensation (die Jahre dazwischen haben wohl immer nur die Yankees gewonnen).
Waehrend drinnen das Spiel lief, hatten draussen immer ein paar Leute die Augen nach oben gerichtet. Wie am Times Square. Das Tolle: man konnte gestern beides haben - sportliches und naturwissenschaftliches Spektakel. Zumindest im grossartigen Dempsey's. Einfach nur auf die Strasse treten, wo die Haeuser niedrig genug sind, um den Blick nicht zu verstellen. Man musste nicht mal die Strassenseite wechseln. Keine Wolke und die Nacht so mild, als waere es Mai.

Dienstag, 28. September 2004

Rockaway

Der ueberirdische Strand von Rockaway Beach!
Als wir aus der U-Bahn aussteigen, sieht es aus, als waere Sylt zum Getto geworden: Scherben und Dreck, backsteinbraune Wohnsilos, Leute im Gangsta-Style, Autoruinen und Maschendrahtzaeune - Duenen, sich wiegendes trockenes Gras, salzige Luft, Moewen, meterhohe Wellen - der Atlantik in seiner ganzen Pracht.
Unbeirrt fahren wir auf dem Boardwalk Richtung Westen, wo bald Surfer und Skater auftauchen, schliesslich auch Familien und Alte. Die Haeuser werden kleiner. Dass man sich in seinem eigenen Getto doch am wohlsten fuehlt ...!
Kurz darauf hat uns der Ozean. Es ist fast Oktober, aber das Wasser ist warm und die Wellen sind mannshoch. Instant-Glueck.

Indian

Obwohl es noch so heiss ist, scheinen die Baeume langsam aufzugeben. Immer mehr kraftlose Blaetter rieseln von ihnen in unser Backyard.
Das macht wohl den Indian Summer aus: warm und knallblauer Himmel, aber ab dem fruehen Nachmittag lange Schatten einer Sonne, die in vergoldendem Winkel steht und bunter werdende Blaetter. Es fuehlt sich nach Sommer und Herbst gleichzeitig an. Hoffentlich haelt er noch lange durch!

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