Donnerstag, 4. November 2004

Hallofuckinween

Ja, ich hab mich verkleidet! Giles auch, Angel fand Boykott cooler.
Giles war verwegene 80er-Jahre-Katze und ich weird army chick. Braucht es mehr Erklaerung? Nein.
Sehr spaet und: ja, ich hatte auch schon ein paar Biere getrunken – bewundert eine Frau neben mir meine 1$-Camouflage-Kanone. Ich halt sie ihr schon unter die Nase, „Shoot me, shoot me!“ ruft sie. Beschleunigte und verzoegerte Reaktion dank Alkohol. Beschleunigung: ich druecke ab. Verzoegerung: ‚das kann ich eigentlich nicht machen – oh Mist, hab ich ja schon.’ Ein sauberer Wangenschuss. Gebt mir nur nie eine echte Waffe in die Hand!
Meine einzige Rechtfertigung: Sie hat drum gebeten. Als Wiedergutmachung kuesse ich sie auf die Einschussstelle. Ich geh ab sofort nur noch als Schmetterling, Blume, Prinzessin oder Bunny.


hallofuckinween

Deutschstunde

Angel hat Giles und mich zu Gunsten von Manhattan verlassen. Doch wir trennen uns im Guten und tragen ihr sogar die Taschen in ihr eigenes kleines Studio. Beim Aussteigen aus dem Path sind wir langsam und ungeschickt, eine der Taschen bleibt in der sich schliessenden Tuere klemmen. Aus dem Nichts stemmen drei Maenner die Tueren wieder auf - die Tasche ist gerettet! Einer der drei ist klein und hat einen enormen weissen Schnurrbart. Er draengt auf Verbruederung. Der andere ist sein Sohn, Eugene. Der dritte ist wieder ins Nichts verschwunden.
Aus einem dankbaren Gefuehl heraus, tue ich so, als koenne ich russisch, nachdem er sagte, er sei Russe. Natuerlich scheitere ich an seiner Geschichte, die sofort aus ihm heraussprudelt. Auf russisch. Also, er war klein und im Ferienlager und konnte nicht schwimmen, ist aber trotzdem in den Fluss gesprungen. Und dann? Eugene springt ein und uebersetzt fuer mich: Ein SS-Mann kam vorbei und hat ihn gerettet. Er gab dem SS-Mann Brot und der gab ihm einen Loeffel mit eingraviertem Hakenkreuz und der Zahl 1942. Seitdem liebt er die Deutschen.
Wie schoen!
Was soll ich dazu sagen? Ausser: aha, das gab's also auch. Beklemmtes Laecheln. Ich komme ohnehin nicht zu Wort. Wir sollen doch alle am Sonntag ins Museum gehen. Eugene meldet sich!
Der Sonntag ist lange verstrichen und Eugene hat sich nicht gemeldet. Irgendwie macht ihn das sympathisch. (Der Einstieg in einen Teufelskreis ...)

...

Bob Geldorf hat sich einmal mehr als Vollidiot erwiesen.

Servicewueste

Mir ist es inzwischen schon dreimal passiert, dass ich ins Kino wollte und es ausverkauft war. Also jedes Mal, wenn ich ins regulaere Kino wollte. Und ich war immer mindestens eine halbe Stunde vorher da!
(Das zwingt mich immerhin mal spontan zu sein: einen Film zu sehen, von dem ich noch nicht einmal was gehoert hatte - hat sich gelohnt! – ein sich sehr ploetzlich anbietendes Date doch nicht auszuschlagen – hat sich erst recht gelohnt! – und bei Strand endlich ein neues Buch zu kaufen – lohnt sich noch immer!)
Am Montag warnt die zweifelhafte Metro-Zeitung auf Seite eins die Waehler von morgen vor Schlangen an den Wahlbueros und langen Wartezeiten. Ist das jetzt Mangel an Organisation oder doch nur Panikmache um die Wahlbeteiligung niedrig zu halten?


Jetzt, am Donnerstag, moechte ich diese Frage gar nicht mehr stellen.

Auto Space

Bei uns in Jersey City ist es ja nicht ganz so schlimm mit dem Platzmangel wie auf der anderen Seite vom Hudson. Trotzdem stehen alle Autos vor den Garagen. Ein Zimmer mehr.
Am liebsten ist mir die Szene an der Ecke zur Chestnut Avenue: Die Tuer hochgelassen, drinnen heimeliges Neonlicht und die Maenner stehen mit Bierdosen und Daunenjacken um den Fernseher herum.


suburb

Dogville

Erstaunlich viele Hunde in der Stadt! Erstaunlich weil, wenn man ein 30-qm-Studio fuer sich alleine hat, man schon mit viel Platz gesegnet ist! Dementsprechend klein sind auch die Hunde. Winzig und neurotisch. Hysterisch klaeffend Eichhoernchen jagend, die groesser sind als sie selber. Sich von einem lahmen Haken, den das Eichhoernchen schlaegt (die sollten mal einem Kaninchen begegnen), voellig aus dem Konzept bringen lassend.
Wo isses denn? – Den Baum rauf! – Ja, wo den nur? – Zwecklos.
Es gibt natuerlich auch Angeber, die mit ihrer Daenischen Dogge, die sie um einen halben Kopf ueberragt, die noerdliche 5th Avenue entlangflanieren. Ist bestimmt gemuetlich in deren Studio.
Mittlere Hunde (die einzig Wahren, Hunde-Hunde eben) sind selten.

Hallofuckinween II

Nach einem Fehlstart im Dempsey’s sind wir auf C.s Party im Meatpacking District. Sehr entspannt, ein ueberraschend angenehmer und unpraetentioeser Ort! Es ist warm genug, dass wir ohne Jacken im kleinen Garten sitzen koennen (wenn wir doch mal nicht tanzen). Das ueberzeugendste Kostuem haben wir den ganzen Abend neben uns: jemand geht als Julia Stiles.
Dann kommt A. als Elvis verkleidet und draengt uns, sofort auf die Manhattaner Halloweenparty mitzukommen. Julia hat ihn scheinbar nicht ausreichend beeindruckt! Wir waegen ab, es ist so nett hier, aber es ist auch schon spaet und viel wird nicht mehr passieren, also na gut.
Wir landen im 90° von Chelsea. Immerhin hat uns A. an der Tuer vorbeigeschleust (30 $!!). Im Backroom wird gestrippt und jetzt weiss ich endlich auch, was lap dance ist ... Ansonsten allgegenwaertiger Tunnelblick.

...

God is what?

3. November

In voelliger Verleugnung des nahenden Winters bluehen die Kirschbaeume im Riverside Park.

Das Empire State Building leuchtete gestern blau und heute weiss - und nicht etwa rot.

Bei naeherer Betrachtung der Baeume sehe ich nicht nur die Blueten, sondern auch Kirschen, buntes Laub und kahle Aeste. Sollte das moeglich sein?

Verzweifelter Optimismus.


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