Freitag, 15. Oktober 2004

Perspektive

You've got a bicycle? - That's so lame.
Der Biker in der Bar

Linkin Park

Um haeuslicher Frustration und gruppendynamischen Zwaengen zu entkommen, musste ich mich duennemachen. Aufs Fahrrad, das letzte Tageslicht nutzen, ich mach jetzt meinen eigenen, exklusiven Ausflug.
Wohin? Die einzige Karte von Jersey, auf die ich Zugriff habe, ist grob und schemenhaft. Ein Service der Gelben Seiten, die im Elektroschrank neben der Tuer liegen.
Ins Gruene will ich! Also Lincoln Park. Ist ja gar nicht so weit. Der Himmel ist eher grau als blau, die ganze Welt scheint einer leicht angekaterten Wochenend-Nachmittagsstimmung nachzuhaengen.
Je weiter ich fahre, umso mehr steche ich durch ethnische Merkmale heraus. Nein, ich fuehle mich gut!
Lincoln Park besteht hauptsaechlich aus Sportplaetzen. Golf, eine Aschebahn, Baseball- und Footballfelder. Auf den Rasenflaechen wird Fussball gespielt. Es riecht nach Grillfleisch. Mittendrin eine riesige Gruppe Wildgaense, die wollen in den Sueden.
Der Herbst ist da, er ist durch die Hintertuer gekommen. Es ist noch warm, aber es laesst sich nicht leugnen.
Ich will noch mehr Natur! Keine Sportplaetze, Natur! Da hinten muss doch Jersey Bay sein. Und dahinter liegt Newark, unverkennbar, kein Stueck Himmel ohne Flugzeuge.
Komm ich nicht irgendwie ans Wasser? Da ist doch ein Weg! Innerhalb von Sekunden ist es still um mich, meterhohes Gras, ein schlammiger Weg, hin und wieder blitzt die Stahlbruecke, die ueber den Fluss fuehrt, hervor. Es riecht verdammt gut.
Durchatmen zum einen. Angst zum anderen. Zum ersten Mal das Gefuehl, ausgeliefert zu sein. Was, wenn ich einen grausigen Fund mache? Oder jemanden dabei ueberrasche, einen herzustellen? Was, wenn ich der grausige Fund werde?
Wie beklemmend. Aber ich muss noch bis zur Biegung fahren. Und zur naechsten.
Die Vernunft/Beklemmung siegt, ich kehre um und ich beeile mich. Ploetzlich raschelt es neben mir im Gebuesch. Bestimmt ein Eichhoernchen. Nein, unter dem Busch hockt jemand und sieht mich an. Er traegt eine Baseballkappe. Hi! kraechze ich und sehe zu, dass ich davon komme. Er war genauso erschrocken wie ich. Was zum Teufel hat er da gemacht.
Fuenfzig Meter weiter: Die Footballspieler am Rand des Feldes schauen zu mir rueber. Hey, flirtet der mit mir? Der ist doch nicht mal achtzehn!
Hallo Welt, du hast mich noch!



linkin

Uniek

Nachdem ich am Dienstag aus einem schweren Traum, in dem Wesen mit seltsamen Stimmen hollaendisch sprachen, erwachte, war ich froh, dass M. eine neue Aufgabe fuer mich hat.
Vorher haette ich mich gewehrt, denn die alte Aufgabe bereicherte ja auch mein Leben!
Ich fuehle mich zwar leicht neben der Spur, wenn ich stundenlang Sesamstraat sehe, eigentlich nichts verstehe, dann aber wieder doch alles verstehe. Und Synopsen schreibe.
Der kurze Film ueber die wirklich einzigartige Pizza laesst sich leider nicht beschreiben, aber er hat fuer mich schon Kult-Charakter und ist in der Tat uniek!
Er hat Giles und mich - zum sehr verstaendlichen Unmut von Angel - immerhin dazu veranlasst, spontane Live-Opern aufzufuehren.
Halt ein!
Wieso?
Die Leute gucken schon!

Schwarz

Seit Sonnabend besitze ich endlich ein schwarzes T-Shirt! Ich habe die Farbe Schwarz beim Packen absolut vernachlaessigt, bis auf vereinzelte Unterwaesche. Dabei geht Schwarz doch im Zweifelsfall immer.
Zu doof, jetzt muss ich doch tatsaechlich noch ein bisschen shoppen.
Das besagte Shirt habe ich aber nicht gekauft. Es kam auf mich zugeflogen. Es ist vielleicht ein bisschen oversized, aber die Message macht das alles wett. Ausserdem: der geschenkte Gaul.
Wie hip politics hier sind, erkennt man auch daran.
Giles und ich schleppten uns in jener Nacht durchs East Village (wo wir jetzt nur noch sind), waren uebermuedet aber auch unfaehig, nach Hause zu gehen.
Dann wurden wir von sehr netten jungen Menschen ins Karma gezerrt. Hier gaebe es T-Shirts und HipHop. Und eine politisch motivierte Party.
Tatsaechlich flogen eine halbe Stunde spaeter die Shirts durch die Luft und das Allerschoenste landete in meinen Armen. Jetzt, endlich, war der Bann gebrochen, die Mission erfuellt, nichts mehr so verlockend wie das warme Bett! Dort erfuellt auch das Shirt seinen Zweck. Und morgens in der Kueche. Alle koennen es sehen, und alle sollen es wissen. Ja, auch du, Dino!
Buck Fush.

Manche Sachen

Die Praktikantin im Kabuff neben mir heisst Monica. Das wollte ich nur mal los werden.
Dazu kommt: Sie sieht auch noch aus wie Monica.

Pegel halten

Abhaengen am Kuechentisch. Inspirationslos herumkrakeln. Erschoepft von zu vielen Eindruecken. Enttaeuscht auf Sensations-Entzug. Fuer einen Moment der Party muede.
Dann kommt H., der Hausherr, und streut Salz drauf. Er mag nicht mehr, kann nicht mehr, hat die Schnauze voll. Nach drei Jahren Exzess jahrelange Ruhe. Genug.
Alles in mir widerstrebt. Nein, nein, das kann nicht sein. Das ist nur ein Moment, ein Augenblick, eine Verschnaufspause!
Wir sprechen ueber die Stadt und nicht mehr ueber die Parties. Auf einmal sind wir alle drei - Giles darf natuerlich nicht fehlen - bei der Sache, eifrig, schon wieder begeistert. So, ist es gut! Auch H. traegt den Virus noch in sich.
"You walk the streets and you feel like in the movies. And everybody feels that. Like in the movies."

Verbunden

Das Telefonieren mit Uebersee ist ja doch recht erschwinglich. (Zumindest, wenn ich angerufen werde.)
Die Gespraeche sind dementsprechend meist auch etwas laenger und werden oefter von ungeduldigen Anklopfern unterbrochen. Da geh ich locker drueber weg, denke ich mir, und wiederhole gerne, was ich gerade gesagt habe, denn die Leitung ist dann immer kurz tot.
Doch was musste ich letzte Woche mitten in einem mir am Herzen liegenden Gespraech mit anhoeren? Alle Symptome deuteten auf Anklopfer hin, dann sagte eine entfernte, metallene Stimme in der Leitung die Worte: "Lou Manzo for Mayor".
Grund genug, den Lou-Manzo-Schrein auf unserem Kaminsims einzureissen!
Bisher fehlte mir die Energie dafuer. Leider.

Fanblock

Wenn ich die Medien hier mehr nutzen wuerde, wuerde ich wahrscheinlich umgehend abhaengig. Also, dem Himmel sei Dank bin ich abstinent, aber das wollte ich eigentlich gar nicht sagen.
In unserem heimatlichen Entertainment-Center gibt es eine Musik-Option des Fernsehers. 70(?) Kanaele nach Musikrichtung geordnet. Von Old School Hip Hop ueber Retro Active bis hin zu Adult Alternative. Nicht zu reden von den ueber 20 Kanaelen, die auf lateinamerikanische Musik jeder Schattierung spezialisiert sind.
Das Tolle, Neue, Sensationelle sind fuer mich aber die Artist Infos, die eingeblendet werden. Jemand wird dafuer bezahlt, jedem einzelnen Song Informationen zuzuordnen. Nicht nur Name, Song und Album, auch Einfluesse, Geburtstage, Fotos, was das Herz begehrt.
Neulich aufm Klassikkanal: Das Artist Photo von Vivaldi, stilecht mit Laute.

Ladybug Picnic

Da dachte ich allen Ernstes, kein Mensch auf der Welt ausser mir erinnert sich an die zwoelf Marienkaefer beim Picknick! Musste ich tatsaechlich erst hierher kommen? Andererseits wohin, wenn nicht hierhin?
Ich hab den Song zuletzt gehoert, da war ich sechs. Zum ersten und zum letzten mal. Seitdem singe ich ihn im Kopf und manchmal auch laut mindestens einmal im Monat vor mich hin. Ich weiss, das ist peinlich, aber so ist es. Ehrlich gesagt, hatte ich noch nie darueber nachgedacht, aber er ist ein fester Bestandteil meines Lebens.
Dann aber geht es bei der Skriptbesprechung um Marienkaefer und M. erwaehnt ganz nebenbei das "Ladybug Picnic". Ich fuehle mich wie elektrisiert. Kann es sein? Ich muss nachfragen.
Und tatsaechlich. Wow. "Alot of people remember the Ladybug Picnic." Schweigen. Zumindest in diesem Raum sind M. und ich die einzigen.

Heilige Vernunft!

Gestern im Debattierklub: alles eine Riesenparty! Die Medien waren auch da, im Pub im East Village. Unser Mittwochs-Pub. Interessante Dynamik auf den Bildschirmen und davor. Politisches Interesse ist hip. Parallel spielten immerhin die Yankees ...
Und was bekommt man fuer sein Geld? Einen sauberen Wettstreit um den populistischsten Ausspruch. Man darfs sich ja nicht verscherzen. Mit niemandem. Die Frage zur Schwulen-Ehe war schon ein bisschen gemein. Wer kann sein Schlingern, sein Anbiedern geschickter ueberspielen?
Verwirrend und hilfreich zugleich: die Live-Untertitelung ala Texttafel 150 fuer Hoergeschaedigte. Mit etwas Verspaetung, logo. Und ein paar Fehlern in der Hektik, klar.
Mecine = Medizin, versteht man schon.
Und sanctity (of marriage) = sanity. Noch Fragen?

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